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Graph Databases Ian Robinson, Jim Webber, Emil Eifrem O’Reilly Juni 2013 ![]() |
Noch vor 10 Jahren gab es quasi kaum Alternativen zu einem relationalen Datenbanksystem und SQL. Wenn man sagte, man braucht eine Datenbank, dann meinte man damit SQL. Das hat sich in den letzten Jahren doch klar geändert, und man hört oft von Projekten, die mal eben ein Caching-Layer mit Redis aufbauen oder für eine einfache Datenablage MongoDB einsetzen. Graphdatenbanken sind noch etwas seltener anzutreffen. Ich denke aber, dass sich das rasch ändern wird, da in einer immer vernetzteren Welt auch die möglichen Anwendungsfälle für Graphdatenbanken zunehmen wird.
Graphdatenbanken sind immer dann interessant, wenn man es mit stark vernetzten semistrukturierten Daten zu tun hat. “Semistrukturiert” bedeutet dabei, dass die Daten keiner allgemeinen Struktur unterliegen, sondern einen Teil der Strukturinformation mit sich tragen. UML-Diagramme etwa sind reinrassige Graphen. Eine Klasse hat Attribute, ein Status hat Entry- und Exit-Operationen, usw.. Man kann versuchen, solche Daten in ein relationales Schema zu pressen. Der grundsätzliche Mismatch zwischen den beiden Datenstrukturen führt aber leicht zu teilweise absurden Konstrukten, die ich am Beispiel des Datenmodells von Sparx Enterprise Architect beschrieben habe.
Jim Webber ist vielleicht einigen bekannt wegen seiner witzigen Präsentation zu Guerilla SOA auf InfoQ. Mittlerweile ist er als Chief Scientist bei Neo Technology gelandet. Auch die beiden anderen Autoren sind führende Köpfe von Neo Technology. Von “unabhängig” kann hier also keine Rede sein. Es geht im Buch beinahe ausschließlich um Neo4j. Das tut mir nicht weh, weil ich bisher nur Neo4j einsetze und genau darüber möglichst viel wissen möchte, sollte aber anderen Lesern bewusst sein. Etliche Kapitel sind aber genereller Natur und diskutieren etwa die Datenmodellierung mit Graphdatenbanken oder geben einen Einblick in konkrete Projekte. Damit ist das Buch auch eine lohnende Ergänzung der eh recht ausführlichen Neo4j-Doku.
Mein Fazit: Zum Einstieg in die noch etwas unbekannte Welt der Graphen ist dieses Buch sehr gut geeignet, zumal es bisher wenig Literatur dazu gibt. Es ist ein echtes Praxisbuch und lässt die harte Theorie hinter Graphen weitgehend außen vor.